Schlechte Zeiten für Printlesende?

 

Das Ausgehmagazin "Züritipp" wird eingestellt, das Programmmagazin von "Deutschlandradio" gibt es nur noch online, die stadtzürcher Zeitungen der Lokalinfo wie "Zürich West" sind Geschichte, das Magazin "Die Umwelt" des Schweizer Bundesamtes für Umwelt wird nicht mehr gedruckt und die taz stellt ihre Printausgabe auf Oktober 2025 ein.

 

Bewahren wir mit Kauf und Abo diese weiter existierende Printmedien als kleine Auswahl an Empfehlungen:

 

"Lesart" ein engagiertes Literaturmagazin aus Rostock: https://www.lesart-literatur.de/

 

"Die Zeit", die beste Wochenzeitung aus Deutschland: https://www.zeit.de/index

 

"Falter", die beste Wochenzeitung aus Österreich: https://www.falter.at/

 

"P.S. Zeitung", eine engagierte linke Wochenzeitung in Zürich: https://www.pszeitung.ch/

 

"Volltext", ein großartiges Literaturmagazin aus Wien: https://volltext.net/

 

"Lettre", das beste Kulturmagazin Europas aus Berlin: https://www.lettre.de/

 

"50plus", das Magazin über Gesellschaft, Kultur und mehr: https://50plusmagazin.ch/

 

"Buchkultur", das schöne Buchmagazin aus Wien: https://www.buchkultur.net/

 

"Reportagen", das großartige Journalismus-Magazin: https://reportagen.com/

 

"Lesen", das literarische Kundenmagazin Orell Füssli Thalia Schweiz: https://www.orellfuessli.ch/services/lesen-magazin

 

"Ornis", das Magazin für Natur und Vögel von BirdLife Schweiz: https://www.birdlife.ch/de/content/zeitschrift-ornis

 

"Falke", das beste Magazin für Natur- und Vogelfreunde: https://www.falke-journal.de/das-magazin/

 

Und, richtig: Gedruckte Bücher in schönen Buchhandlungen. Hier drei Tipps:

 

Österreich: Buchhandlung Heyn in Klagenfurt: https://www.heyn.at/home

Schweiz: Buchhandlung Zum Geeren in Dielsdorf: https://www.zumgeeren.ch/

Deutschland: Buchhandlung +Buch in Stralsund: https://plus-buch.de/

 

Tja, liebe lesende Mitmenschen von Gedrucktem, es herrschen doch noch gute Zeiten, zumal, was das hier angeht.

 

 

Urs Heinz Aerni

 

 


Schüttelzug und Teneriffa

 

Frau D. W. aus Luzern fuhr mit der Bahn. Als sie ausstieg, meldete ihr Handy, dass sie 10'000 Schritte gemacht habe. Sie staunte nicht schlecht, denn sie saß ja nur im Zug. Nicht in irgendeinem Zug, sondern im FV-Dosto. Genannt „Schüttelzug“, ein Fehleinkauf der SBB, für 1,9 Milliarden Franken, der nun laut K-Tipp für 250 Millionen nachgebessert werden muss. Die Fitness-Center könnten doch mit der Bahn zusammen ein neues Produkt anbieten; ein Abo, das auch für die Bahn gültig ist, denn wer macht nicht gerne Sport im Sitzen?

 

Diese Zeilen entstehen auf der Terrasse einer Ferienwohnung auf Teneriffa mit Gesängen von Samtkopfgrasmücken und Kanarengirlitze und bellenden Hunden aus dem Dorf. Aus bekannten und persönlichen Gründen tue ich mich schwer mit dem Fliegen und doch sitze ich hier im winterlichen Sommer. Einerseits für eine Recherche und ja, weil es schlicht wunderschön ist, hier unweit des höchsten Berges von Spanien, dem Teide.

 

Ein Inselkenner gibt auf einer Wanderung auf schwarzem Lavaboden Auskunft über die hiesige gesellschaftliche Entwicklung. Auch auf Teneriffa scheint der Massentourismus dergestalt zuzunehmen, dass Einheimische zu protestieren beginnen.

Riesige Hotels spriessen an den Küsten, der Energie- und Wasserbrauch nehme zu, die Verschmutzung des Meeres auch. Zuerst lockt das Geld, dann wird investiert und geworben und jetzt boomt das Feriengeschäft. Wie heißt es frei nach Goethe?: „Die ich rief, die Geister / Werd’ ich nun nicht los.“

Unser Domizil, das für Umweltverträglichkeit steht, liegt in einer Landschaft mit Einfamilienhäusern und Villen. Viele der Eigenheime sind neu gebaut oder frisch verputzt. Die Gärten gleichen Parkanlagen, die Steinböden geschrubbt, die Autos glänzen und Hunde warnen. Drum herum ist Brachland; steinig, Gebüsche, wilde Blumen, Gräser und altes Gehölz; eigentlich perfekt für die Artenvielfalt. Wenn da nicht überall Plastikflaschen, Dosen, Zigarettenpäckchen und ganze Autoteile herumlägen. Wie heißt es im englischen Sprichwort?: „My home is may castle“. Und dazu könnte man setzen: „Was geht mich die Welt da draußen an?“ Es scheint das Denkmuster zu sein, im Süden, nicht nur auf Teneriffa. Die Natur gehört uns allen, samt dem Müll, der sie zerstört. Warum demonstrieren nicht mal die Touristen auf den Ferieninseln? Mit Transparenten wie „Nicht wir Touris brachten den Dreck, der war schon vor uns hier.“ Oder so?

 

Urs Heinz Aerni

 

Lektüretipps:

 

„Tourismus in Wirtschaft, Gesellschaft, Raum und Umwelt“ von Andreas Kagermeier, UTB, 978-3-8252-5452-0

 

„Sanfter Tourismus - Von der Tourismuskritik über den Overtourismus zur Nachhaltigkeit - Chancen und Probleme der Realisierung eines ökologieorientierten und sozialverträglichen Tourismus durch deutsche Reiseveranstalter“ von Torsten Kirstges, Oldenbourg Verlag, 978-3-935923-32-3

 

 

Tüpfelsumpfhuhn und Blaukehlchen

Wir genossen einen fantastischen Abend unter der Leitung von Martin Schuck von BirdLife Schweiz im Neeracherried.
Hier eine Auswahl der gesichteten Vögel: Flussuferläufer, Alpenstrandläufer, Kampfläufer, Grünschenkel, Bruchwasserläufer, Bekassine, Kiebitz, Baumfalke, Rohrweihe, Teichhuhn, Trauerschnäpper, Hohltaube, Eisvogel, Sandregenpfeifer, Weißsterniges Blaukehlchen und nebst anderen weiteren Artren auch das Tüpfelsumpfhuhn, hier fotografiert von Ueli Huber.
Das Naturzentrum kann individuell besucht werden oder im Rahmen einer Führung mit einer angemeldeten Gruppe, sei es mit einem Verein, einer Firma oder der Familie.
Eine faszinierende Region reich an Arten und doch fragil und verletztlich. Auch hier ist der Druck auf die Natur durch Verkehr, Industrie und industrialisierte Landwirtschaft drum herum spürbar. Um so wichtiger, diesem Paradies im Zürcher Unterland Sorge zu tragen.
Macht Ihr mit?

 


Zur Biodiversitäts-Initiative

Die bürgerlichen Parteien versprechen, viel zu tun für die Natur und Bundesrat Rösti verheißt im Radio, dass der Bundesrat mit "Augenmaß" sich für die Biodiversität einsetzt. Und immer wird die «Eigenversorgung» für ein Nein vorgeschoben, obwohl sich die Schweiz nie eigenversorgen kann, weder energietechnisch noch in der Ernährung.

 

Der Naturschutz auf Behördenebene funktioniert nicht. Warum verschwinden immer mehr Insekten? Wieso wird die rote und schwarze Liste mit bedrohten Arten stetig länger? Weshalb hat die Schweiz im Vergleich zu Europa den kleinsten Anteil an Naturschutzgebieten? Warum gerät die Zersiedelung und die Versiegelung des Mittellandes aus dem Ruder? Weil die Regierung, die Wirtschaft samt Bauernverband ihr Bestes für die Natur geben?

 

Biodiversitäts­initiative: Wie der Bauern­verband und Bundesrat Albert Rösti die Stimm­bevölkerung hinters Licht führen. Weiterlesen: Beitrag von Von Cornelia Eisenach und Priscilla Imboden

 

 


Schnelles Aus für UKW

SRG will UKW auf Ende 2024 abschalten

Aus diesen Gründen ist das eine falsche Entscheidung zur falschen Zeit, in der SRG resp. SRF politisch unter Druck stehen:

  1. Damit verliert der Sender treue Hörerinnen und Hörer wie Senioren, die noch mit UKW-Radios im Auto unterwegs sind, Bäuerinnen und Bauern, die im Stall UKW-Radio hören und in viele Handwerksbetrieben und auf Baustellen Radios laufen, mit ausgezogenen UKW-Antennen.
  2. Während mit UKW in der Deutschschweiz die geliebten Sender wie SWR oder ORF Vorarlberg gehört werden können, heisst es auf DAB, dass der «Dienst nicht verfügbar» sei. Dafür sind auf DAB religiöse Sendungen mit zum Teil fundamentalistischen Inhalten zu hören und überlassen zugleich diesen Platz den Privatsendern.
  3. Ausgerechnet jetzt, wo einschlägige Parteien die SRG schwächen wollen, macht sie mit solch einer Entscheidung für Ihre Existenzberechtigung keinen Gefallen und fällt den Menschen in den Rücken, die sich für den Erhalt unseres SRF einsetzen.

 


Ehrlichkeit ist sympathisch

Es lohnt sich, genau hinzuschauen, auf das Treiben rund um die Straßen. So wie vor ein paar Tagen auf der Fahrt zwischen zwei Dörfern im Schweizer Mittelland.

Gemeindeangstellte bearbeiteten eine Grün- und Schotterinsel. Wir fuhren aus Rücksicht etwas langsamer. Eine Szene überraschte uns. Ein Gemeindearbeiter besprühte Pflanzen, mit einem Vertilgungsmittel der chemischen Sorte.

Wir konnten es nicht fassen, dies in der Zeit, in der das Artensterben in aller Munde ist. Firmen verzichten zu Gunsten von Naturwiesen auf den Rasen, Kirchen berücksichtigen mehr einheimische Pflanzen auf den Friedhöfen, Bau- und Wohngenossenschaften gestalten ihre Umschwünge mit naturfreundlichen Strukturen u. a. mit Teichen und Totholz und immer mehr Private verzichten auf Neophyten, Schottergärten und auf das samstägliche Rasenmähen um bedrohte Pflanzen, Insekten und Vögel eine Überlebenschance zu geben.

 

Und was sehen wir da? Gemeindearbeiter sprühen Gift, das jeglichem Leben den Garaus macht. Was tun? Anhalten und ihn beschimpfen? Ich entschied mich zu einer offiziellen Anfrage bei der Gemeinde, höflich formuliert, denn vielleicht hätte es auch Wasser sein können oder sonst was Erlaubtes.

 

Ein halber Tag später nach der Anfrage rief mich der verantwortliche Gemeindearbeiter an. Ich lehnte mich zurück und dachte, jetzt kommt die große Rechtfertigungsrede. Das Gegenteil war der Fall. Er gab zu, eine Restmenge noch verbrauchen zu wollen. Er gab zu, dass dieser Entscheid ein Fehler war und er die Verantwortung auf sich nehme. Er gab zu, dass er ein Befürworter der Biodiversität sei und gegen ungewünschten Bewuchs nur mit Heißwasser und Feuer arbeite, Elemente der Natur.

 

Mit ehrlichen Worten sagte er mir, dass seine Entscheidung, das Gift noch zu verwenden, statt fachgerecht zu entsorgen ein völliger Fehlentscheid seinerseits gewesen sei.

 

Für diese Ehrlichkeit und Offenheit dankte ich ihm mit der Überzeugung, dass er nie mehr Gift in unsere Welt spritzen wird.

 

Die Lehre für uns?

 

Hm ... mit offenem Blick durch die Welt fahren und als mündiger Bürger kritisch nachzufragen statt gleich öffentlich anzuprangern? Vielleicht auch Respekt bezeugen, wenn ein Mensch ohne Wenn und Aber einen Fehler zugibt.

 

Urs Heinz Aerni

 

Der passende Buchtipp: „Wir können das! Fehler machen und zugeben“ Ein Kinderbuch zum Erlernen sozialer Kompetenzen von Christian Tielmann, Carlsen Verlag

 

Diese Kolumne erschien zuerst in der Zeitung „Reussbote“ (Schweiz)


Die Kunst des Grüßens

Grüezi, Grüß Gott oder Hallöchen? Die Begegnung auf der Straße oder die Begrüßung zu Beginn eines Schreibens ist das eine. Aber wie verabschiedet man sich am besten am Schluss einer E-Mail? Hier herrschen ganz eigene Gesetze. Nirgends sonst in der Kommunikation wird dergestalt mit der Grusformel variiert wie im Mail-Verkehr.

 

Wenn die Presseabteilung eines Verlages mich als Kulturjournalist anfragt, ob ich ein Buch empfehlen möchte, wird «herzlich» gegrüßt. Die ungeschriebenen Grußgesetze zeigen den Aggregatszustand einer Beziehung an. Da war diese Kundin, mit der ich für ein Projekt zu tun hatte. Wir wechselten via Mail vom «Sie» zum «Du». Jede Mail in der Startphase schloss mit «Liebe Grüße» oder «Herzliche Grüße» oder gar nur mit «Herzlich».

Dann kamen die ersten Herausforderungen in Planung und Budget. Hier begannen die ersten unterschiedlichen Ansichten zum Vorschein zu kommen, also auch Meinungsunterschiede. Demgemäß schienen sich die Grußworte der Stimmungslage anzupassen. Vom «Herzlich» mutierte es sich herunter auf «Beste Grüße» und «Gruß». Wenn kalter Krieg herrscht, so liest man dann wieder «Freundliche Grüße». In einem Comics würden an den Sprechblasen Eiszapfen hängen. Wir hüpfen also heutzutage zwischen «Herzlichst», was ja schon eine Umarmung bedeutet, und dem Formellen, wo wir uns fast zwingen müssen, überhaupt zu grüßen.

 

Als die Verhandlungen mit der oben erwähnten Kundin sich wieder entspannten und es mit dem Projekt wieder vorwärts ging, erwärmte sich die Korrespondenz wieder von den „besten Grüßen“ über „sonnige Grüße über „liebe Grüße“ bis hin zurück zu „herzlichen Grüßen“.

 

Deshalb kann die bewusst gewählte Grußform ein Stimmungsbarometer über die Qualität der Beziehung sein. So misst der Empfänger das Betriebsklima und der Absender kann sie steuern. Darum sei empfohlen, in der Signatur auf eine automatisch definierte Grußformel zu verzichten. Denn wie liest sich das denn, wenn jemand herzlich grüßt und unten über der Absenderadresse nochmals „Freundliche Grüße“ steht?

 

Sie, liebe Lesenden werden sich fragen, wie ich mich hier aus der Kolumne verabschiede. Gute Frage. Da wir uns noch nicht so gut kennen, Sie und ich, versuche ich es mal mit „Hochachtungsvoll

Ihr Urs H. Aerni.

 

Der passende Buchtipp: «Duden Ratgeber - Briefe, E-Mails und Kurznachrichten gut und richtig schreiben» von Ingrid Stephan, Cornelsen Verlag.

 

Diese Kolumne erschien zum ersten Mal in der Zeitung "Reussbote" in Mellingen (Schweiz).


Der Spagat zwischen Journalismus und politischem Bekenntnis

Die NZZ blickt kritisch hinter das Netzwerk Correctiv. Aber wie steht es mit der Eigenkritik?

 

 

In der Neuen Zürcher Zeitung vom 10. Februar sind mehrere Texte zu finden, die sich mit dem bundesweiten Protest für Demokratie und gegen AfD beschäftigen. Ein Untertitel lautet in der Zeitung so: «Angebliche Deportationspläne treiben Millionen auf die Straße». Es gehört zum kritischen und guten Ton, sich nicht ganz sicher zu sein, ob über solche Pläne gesprochen wurde. Der Artikel des Recherchenetzwerk Correctiv vom 10. Januar 2024, dass in Potsdam ein Treffen stattfand an dem AfD-Politiker, Neonazis und Unternehmer Pläne für «die Vertreibung von Millionen Menschen aus Deutschland» geschmiedet haben sollten, treibt abertausende Menschen auf die Strassen um für eine freie Demokratie zu appellieren. Sogar am Karnevalsfest «Mainz bleibt Mainz» kriegt die AfD ihr Fett weg, mit Standing Ovation.

 

Geld und Haltung

 

Zurück zur NZZ. In der besagten Ausgabe sind kritische Töne gegenüber dem Netzwerk Correctiv zu lesen unter dem Titel «Eine Recherche verselbstständigt sich». Die AfD versucht die Glaubwürdigkeit von Correctiv zu schwächen, mit dem Hinweis der Art und Weise der Finanzierung. Die NZZ zählt Beträge auf, die u. a. aus der Landeshauptkasse Nordrhein-Westfalen aufs Konto von Correctiv flossen. Sie zitiert aber auch die Mitteilung, dass öffentliche Gelder nicht die redaktionelle Arbeit von Correctiv finanzierten, sondern in eine «Tochtergesellschaft des gemeinnützig organisierten Mediums» gelangen.

Die NZZ, genauer Oliver Maksan aus Berlin, erwähnt im kritischen Ton, dass Correctiv laufend via Ticker von den Massenprotesten mit jeweiligen Teilnehmerzahlen berichten und setzt das Fazit: «Der Weg vom Journalismus zum Aktivismus ist bei Correctiv kurz».

Mit anderen Worten, die NZZ misstraut der Berichterstattung des Correctivs. Warum? Weil Gelder aus der öffentlichen Hand fliessen, das Umfeld für eine politische Haltung steht und weil ein ehemaliger Journalist der «Welt» 2016 einer AfD-Politikerin eine Torte ins Gesicht drückte und heute für das Netzwerk arbeitet.

 

Kritik aus dem Glashaus

 

Es ist wichtig und richtig, die Qualität von Journalistischen Medien – egal welcher Couleur – kritisch zu hinterfragen, in Qualität und Stil. Wie die NZZ mit ähnlichen Fragen an ihrer Arbeit umgeht, darf ruhig auch mal zum Thema werden.

 

Am 9. Oktober 2023 erschien von Markus Schär in der NZZ ein Text mit dem Titel «Das Schweizer Fernsehen schürt seit 35 Jahren Klimapanik – oft wider die Wissenschaft und gerne auch vor den Wahlen». Das Ganze stand unter der Rubrik «Medienkritik» aber es war ein Angriff der weltanschaulichen Art. Kritische Reaktionen und Leserbriefe, die geschickt wurden, konnten nicht gefunden werden. Der neue Chef-Redakteur der NZZ am Sonntag freute sich in einem Editorial, dass ein «echter Liberaler» für die Mitarbeit gewonnen werden konnte. Ressorts für Debatten und Meinungen wurden ausgebaut. Ja, es ist bekannt, dass die NZZ ein Blatt des Freisinns ist und ja, es ist Tradition, dass die NZZ vor allen Abstimmungen regelmässig offiziell Empfehlungen der Leserschaft abgibt, so auch in der Ausgabe des 10. Februars. Zum Beispiel lehnt die NZZ die «Mythenpark-Initiative» ab und befürwortet die Pistenverlängerung des Flughafens Zürichs. Nur, sehen das alle Mitarbeitende so? Wer bestimmt eigentlich die politischen Empfehlungen der Zeitung?

 

Medienkompetenz

 

Wie ist «Aktivismus» zu definieren? Wie darf politische Meinung dergestalt medial verpackt werden, dass es noch unter «Qualitätsjournalismus» laufen darf?

 

Unter den Richtlinien für «Publizistische Grundsätze» des Deutschen Presserats ist folgendes zu lesen: «Die Achtung vor der Wahrheit, die Wahrung der Menschenwürde und die wahrhaftige Unterrichtung der Öffentlichkeit sind oberste Gebote der Presse. Jede in der Presse tätige Person wahrt auf dieser Grundlage das Ansehen und die Glaubwürdigkeit der Medien.»

 

Wie sich die Medienlandschaft weiter entwickeln wird, wissen wir nicht. Das gilt auch für den Berufsstand für Medienschaffende und Publizierende. Aber eines wissen wir, dass die Bildung und Sensibilisierung der Medienkompetenz für uns alle immer wichtiger wird.

 

Abgesehen von was allem, was in diesem Hinterzimmer in Potsdam besprochen wurde, darf auch etwas Zuversicht aufkommen angesichts der vielen Menschen, die sich öffentlich für eine freiheitliche Demokratie bekennen. Oder?

 

Urs Heinz Aerni

 


Reaktion im TAGBLATT DER STADT ZÜRICH auf die Absicht, eine Natur-Oase am Zürcher Stadtrand zu überbauen. Vom 18. Januar 2023

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"Die Sprache im Zentrum der geistigen Landesverteidigung" Beitrag im BLICK von Urs H. Aerni 21. Oktober 2009
BLICK 21102009 Artikel Urs Heinz Aerni.p
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"Wissen - ein Mittel gegen Gewalt?" Essay von Urs H. Aerni im TACHLES 24. März 2006
TACHLES Essay von Urs Heinz Aerni 240320
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